Aufgaben

Tauchdienst

Der Tauchdienst stellt im Feuerwehrwesen einen Sonderdienst mit einem sehr speziellen Einsatzspektrum dar. Die Aufgabengebiete sind breit gestreut und stellen an Mensch und Gerät besondere Anforderungen. 

Die Ausbildung zum Feuerwehrtaucher ist zeitaufwendig und körperlich fordernd

Feuerwehr Wels Einsatztaucher

Organisation:

Bereits im Jahre 1957 wurde in der Feuerwehr Wels mit der Ausbildung von Feuerwehrtauchern begonnen. Seit dem Jahr 2004 greifen die Welser Florianijünger bei Wasser- und Tauchunfällen auf ein eigenes Fahrzeug zurück.

Der Tauchdienst des OÖLFV unterliegt dem Katastrophenschutz und besteht aus insgesamt 18 Tauchergruppen, die auf 7 Stützpunkte aufgeteilt sind. Die Tauchergruppe der FF Wels ist gemeinsam mit den Gruppen der FF Marchtrenk, FF Stadl-Paura, FF Ried und FF Schärding im Tauchstützpunkt 5 zusammengefasst.

Mannschaft:

Die Mannschaft besteht derzeit aus 8 Einsatztauchern sowie 2 Anwärtern. Unterstützt wird die Tauchergruppe von einem Tauchhelfer, sowie den Schiffsführern, die regelmäßig an den Übungen des Tauchdienstes teilnehmen.

Einsätze:

Das Einsatzgebiet der Tauchergruppe Wels umfasst das gesamte Stadtgebiet. Die Tauchergruppe kann aber im Bedarfsfall zur Unterstützung anderer Tauchgruppen im gesamten Bundesland angefordert werden.

Bei Einsätzen wird durch einen Taucher der Tauchgruppe ein eigener Einsatzabschnittsleiter gestellt. Dieser ist für die tauchtechnische Abwicklung des Taucheinsatzes verantwortlich und dem Einsatzleiter der Feuerwehr unterstellt und kann durch diesen bei Bedarf als Berater herangezogen werden

Aufgaben:

Ausrüstung:

Tauchermaske

Für klare Sicht unter Wasser sorgt die Tauchermaske. Diese muss einen guten Sitz aufweisen, um Eindringen von Wasser oder anderen flüssigen Medien – beispielsweise Gülle oder Klärschlamm – zu verhindern. Sie ist essentiell für Orientierung und Kommunikation, aber auch um die Instrumente des Tauchgeräts ablesen zu können. Leider kann die beste Tauchermaske gute Sicht unter Wasser nicht garantieren: der Großteil der Einsätze findet bei Sichtweiten von nur wenigen bis – im Extremfall – 0 cm statt.

Schnorchel

Ein oft unterschätzter Ausrüstungsgegenstand ist der Schnorchel. Diese umluftabhängige Atemhilfe bietet gerade in seichten Gewässern deutliche Vorteile, da auf Tauchflasche, Regler und Jacket verzichtet werden kann und dadurch dem Feuerwehrtaucher mehr Bewegungsfreiheit zur Abarbeitung des Einsatzauftrags ermöglicht wird. Ebenso kommt der Schnorchel zum Einsatz, wenn längere Strecken an der Wasseroberfläche zurückgelegt werden müssen, um dadurch Atemluft aus der Pressluftflasche zu sparen.

Flossen

Zur Fortbewegung im Wasser sind Flossen unverzichtbar. Diese werden im Einsatzdienst in Kombination mit Neoprenschuhen verwendet

Nasstauchanzüge

Nasstauchanzüge bestehen in der Regel aus Neopren und sind dadurch gekennzeichnet, dass der Körper kontinuierlich in Kontakt mit Wasser steht. Durch spezielle Manschetten kann der Wasseraustausch reduziert bzw. verhindert und dadurch die Wärmeisolation verbessert werden. Der große Vorteil von Nasstauchanzügen besteht in der Bewegungsfreiheit unter Wasser, sowie den geringeren Anschaffungs- und Wartungskosten im Vergleich zu Trockentauchanzügen

Trockentauchanzüge

Trockentauchanzüge verhindern den direkten Kontakt zu Wasser an fast der gesamten Körperoberfläche, lediglich ein Teil des Gesichts kommt mit Wasser in Berührung. Dies verhindert einerseits das Auskühlen während des Tauchgangs, bietet aber andererseits auch effektiven Schutz der Haut beim Tauchen in verdreckten Gewässern oder Behältern. Die Wärmeisolation erfolgt durch Luft die von der Pressluftflasche in den Tauchanzug geleitet wird. Als Nebeneffekt lässt sich dadurch der Auftrieb im Wasser regeln. Zusätzlich werden sogenannte Unterzieher zum Wärmeerhalt unter dem Tauchanzug – ähnlich der Thermounterwäsche beim Skifahren – getragen, je nach Wassertemperatur in unterschiedlicher Ausführung.

Damit der Anzug gut abdichtet werden spezielle Manschetten und Reißverschlüsse bei Trockentauchanzügen verarbeitet. Diese müssen sowohl flüssigkeitsdicht als auch gasdicht sein um einerseits das Einströmen von Wasser und andererseits das unkontrollierte Abblasen von Luft zu verhindern. Manschetten und Reißverschlüsse sind sehr pflegeintensiv und Reparaturen entsprechend aufwändig. Dies erklärt die im Vergleich zu Nasstauchanzügen deutlich höheren Kosten des Trockentauchanzugs.

Das Presslufttauchgerät setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen und ermöglicht das Atmen unter Wasser, regelt die Tarierung und sorgt für eine ohnmachtssichere Lage im Falle eines Tauchunfalls

Pressluftflasche

Der nötige Luftvorrat für Tätigkeiten unter Wasser wird durch eine am Jacket montierte Pressluftflasche gewährleistet. Lange Zeit waren 15 Liter Stahlflaschen mit 200 bar Pressluft (≙ 3000 Liter Luftvorrat) im Feuerwehrtauchdienst in Verwendung (und sind es immer noch), werden aber zunehmend von 12 Liter Composit-Flaschen mit 300 bar Pressluft abgelöst. Diese sind leichter als die Stahlvariante und bieten einen höheren Atemluftvorrat (3600 Liter). Die Pressluftflaschen müssen in regelmäßigen Abständen geprüft und kontrolliert werden um die Funktionalität beim Tauchen zu gewährleisten.

Das Rettungs- und Tariermittel – auch Jacket genannt – erfüllt mehrere Funktionen beim Tauchen. Wie eine Weste getragen, dient es zur Befestigung der Pressluftflasche und zur Tarierung unter Wasser. Unter Tarierung versteht man das Gleichgewicht zwischen Auf- und Abtrieb um das Tauchen so energieffizient wie möglich zu gestalten. Dafür wird je nach Bedarf Luft ein- oder abgelassen. Des weiteren kann es als Befestigung für diverse Werkzeuge, Taschenlampen, Kompass oder Ähnliches genutzt werden. Im Feuerwehrtauchdienst kommt eine spezielle Variante davon zum Einsatz: Im Falle eines Tauchunfalls mit einhergehender Bewusstlosigkeit des Tauchers, stellt das Jacket konstruktionsbedingt automatisch eine ohnmachtssichere Lage her. Das bedeutet, dass der Taucher automatisch auf den Rücken gedreht wird und ein regloses Treiben mit dem Gesicht im Wasser verhindert wird. Eine weitere Besonderheit dieses Jackets stellt die Möglichkeit der Verwendung einer Notflasche dar. Diese kleine Flasche ist direkt mit dem Jacket verbunden und gewährt dem Taucher die Möglichkeit in Notsituationen auf direktem Wege an die Oberfläche befördert zu werden.

Der Atemregler garantiert die kontinuierliche Bereitstellung von Atemluft unabhängig von der Tauchtiefe. Dabei wird der von der Pressluftflasche abgehende Druck entsprechend reduziert und über den Lungenautomaten bei jedem Einatemvorgang des Tauchers abgegeben. Um im Falle eines technischen Gebrechens (z.B.: Vereisen des Atemreglers) unter Wasser weiterhin mit Atemluft versorgt werden zu können, kommen die Atemregler immer in doppelter Ausführung zum Einsatz um die Sicherheit der Einsatztaucher zu gewährleisten. Mittels montiertem Manometer (im Taucherjargon “Finimeter” bezeichnet) kann der vorhandene Flaschendruck jederzeit (sofern es die Sicht zulässt) abgelesen und so der verbleibende Atemluftvorrat ermittelt werden.

  • Tauchcomputer
  • Tauchermesser
  • Kompass
  • Sauerstoffkoffer

Hebeballons

Mittels Hebeballons können Lasten aus der Tiefe an die Oberfläche geholt werden. Dabei werden die Ballons am zu bergenden Gut angeschlagen und anschließend mit Luft unter Wasser soweit gefüllt, bis sich das Objekt hebt. Bei der Feuerwehr Wels sind Hebeballons mit einer Traglast von 250 kg und 500 kg stationiert.

Vollgesichtsmaske

Die Vollgesichtsmaske kommt vor allem beim Tauchen in geschlossenen Behältnissen (z.B.: in einem Silo oder Brunnenschacht) oder in kontaminiertem Wasser zum Einsatz. Diese deckt das gesamte Gesicht ab und ermöglicht dem Taucher den Sprechkontakt mit den Einsatzkräften an der Oberfläche.

Unterwasserwerkzeuge

Bei besonderen Einsatzlagen kann es notwendig sein, mit speziellen Werkzeugen unter Wasser zu arbeiten. Dafür stehen den Tauchergruppen akkubetriebene Arbeitsgeräte wie Säbelsäge, Schlagbohrmaschine, aber auch ein Schweißbrenner zur Verfügung. Diese sind am LFK stationiert und können im Bedarfsfall angefordert werden.

Unterwasser-Scooter

Gerade in Tauchtiefen >30 Meter ist die Aufenthaltsdauer aufgrund der Gefahr eines Dekompressionsunfalls auf wenige Minuten beschränkt. Um bei Sucheinsätzen ein möglichst großes Gebiet in dieser kurzen Zeit absuchen zu können, stehen Unterwasser-Scooter zur Verfügung. Dies ermöglicht dem Tauchtrupp höhere Geschwindigkeiten beim Suchen und verringert die körperliche Anstrengung der Taucher.

Ausbildung zum Einsatztaucher:

Entsprechend der Dienstvorschrift des oberösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes und des österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes hat ein Feuerwehrtaucher mehrere Ausbildungsstufen zu absolvieren. Grundsätzlich ist eine Ausbildung zum Feuerwehrtaucher ab dem 18. Lebensjahr möglich. Eine mehrjährige Feuerwehrmitgliedschaft sowie körperliche (jährliche ärztliche Tauchtauglichkeit muss erbracht werden) und geistige Eignung sind  Voraussetzung. 

Vor der Zulassung zum Lehrgang müssen mindestens 10 Tauchgänge mit einem Lehrtaucher absolviert sowie die Ausbildung zum Rettungsschwimmer absolviert werden.

In der Vorbereitung für den Lehrgang folgt die Selektionierung bei der verschiedene Übungen in ABC- Ausrüstung absolviert werden müssen. Der erfolgreiche Abschluss der Selektionierung stellt die Zulassung zum Lehrgang sowie das Erreichen der ersten Ausbildungsstufe als Feuerwehrtaucher lt ÖBFV ( ABC-Freitaucher).

Im Anschluss erfolgt der Taucherlehrgang des OÖLFV, welcher mit einer theoretischen und praktischen Prüfung abgeschlossen wird. Nach erfolgreicher Absolvierung des Lehrgangs ist aus dem Anwärter ein ausgebildeter Einsatztaucher geworden und berechtigt, Einsätze bis zu einer Tauchtiefe von 20 Meter durchzuführen.

Die nächste Stufe stellt die Ausbildung für eine Einsatztauchtiefe von 30 Meter dar. Dafür sind zur Vertiefung der Ausbildung die Sonderkompetenzen (so genannte Brevets) Nachttauchen, Tauchgruppenführung, sowie mindestens 30 Tauchgänge in einsatznahen Gewässern zu absolvieren.

Die letzte Ausbildungsstufe berechtigt zur Einsatzverwendung bis 40 Meter Tauchtiefe. Dies stellt gleichzeitig die physikalisch-chemische Grenze von Tauchen mit Pressluft dar. Dafür müssen erneut mindestens 30 Tauchgänge in einsatznahen Gewässern, sowie die Sonderkompetenzen Rettungstechnik und Sauerstoffanwendung absolviert werden.

Danach besteht die Möglichkeit, die Ausbildung zum Feuerwehr-Lehrtaucher zu absolvieren. Dabei werden die Lehrtaucher-Anwärter eine Woche am Lehrtaucherseminar des ÖBFV in Kroatien zu Lehrtauchern ausgebildet.